Martin Heinsius
1610-1667
Superintendent und Oberpfarrer an St. Marien in Frankfurt/Oder
Martin Heinsius wurde am 18. Oktober 1610 zu Spandau als der Sohn eines Bäckermeisters und Ratsherrn geboren. Er besuchte zunächst die Schule seiner Vaterstadt, später das Gymnasium in Berlin und bezog dann die Universität Wittenberg, um Theologie zu studieren. Hier erwarb er die Würde eines Magisters und wirkte mit großem Beifall als Privatdozent. Im Jahre 1641 kam er als Adjunkt der philosophischen Fakultät nach Frankfurt an der Oder, wo er gleichzeitig in der Familie des Bürgermeisters Friedrich Meurer als Hauslehrer tätig war. Schon im folgenden Jahre wurde er Dekan seiner Fakultät, nahm aber 1644 einen Ruf als Stiftspfarrer und Inspektor am Dom zu Brandenburg an. In Frankfurt hatte er einen großen Kreis von Freunden gewonnen, so dass ihn nach dem Tode des Pfarrers Simon Ursinus (+ 1644) der Rat der Stadt einstimmig zum ersten Pfarrer an St. Maien wählte.
Heinsius trat sein neues Amt Ostern 1646 an und fand sich vor eine schwere Aufgabe gestellt. Nicht nur, dass er das zerrüttete Kirchenwesen in Frankfurt selbst in Ordnung bringen sollte; als Kirchen-Inspektor hatte er auch die Aufsicht über eine große Zahl von Dorfgemeinden zu führen, deren Kirchen zu der Hauptkirche in Frankfurt eingepfarrt waren.
der 30-jährige Krieg neigte sich dem Ende zu, aber traurig sah es überall im Lande aus. Viele Dörfer waren abgebrannt, andere ausgeplündert und menschenleer. Da den Bauern zumeist das Vieh geraubt worden war, so lagen die Äcker wüste und unbebaut. Eine große Zahl von Pfarrstellen war unbesetzt. In Frankfurt selbst war in der schweren Zeit des Krieges vom Rate das Kirchenvermögen eingezogen worden, so dass die Kirchenkasse leer war und die Pfarrer nebst ihren Familien mit Not und Hunger zu kämpfen hatten. Auf Befehl des Kurfürsten musste der Bürgermeister Meurer nach Cüstrin reisen, um sich vor dem Präsidenten Simon Werpfuhl zu verantworten.
Was war zu tun? Kaum eine Stadt in der Mark hatte mehr gelitten als Frankfurt. Namentlich die Bürgermeister und Ratsmitglieder waren oft genug ausgeplündert worden. Die Bürger waren verarmt, die städtischen Mittel erschöpft. In dem Drange des Krieges musste man das Geld nehmen, wo es noch vorhanden war. So hatte man auch die Kirchengelder angegriffen.
Diese Gründe sah der Präsident nur las Entschuldigung, nicht als Rechtfertigung an; aber trotz der Ungnade des Kurfürsten war die Stadt erst nach dem Friedensschlusse im Stande, 300 Taler zur Deckung einiger Rückstände zu beschaffen, so dass mehrere Geistliche starben, ehe ihnen Hilfe zuteil werden konnte.
Martin Heinsius ließ es an keinen Bemühungen fehlen, die Not zu lindern. Ebenso groß aber war das geistige Elend, das auf dem Volke lastete. Unwissenheit, Rohheit und Aberglaube nahmen überhand. Um die geistige und sittliche Bildung zu heben, hielt Heinsius Katechisationen in der Kirche ab, an denen die Bürger mit ihren Familien teilnehmen mussten, ferner führte er die Konfirmation ein, der ein Vorbereitungsunterricht voranging. Auch den Kirchengesang hob er durch Gründung eines Schülerchors, durch gutes Orgelspiel, durch das Blasen von Chorälen vom Turme und durch die Einrichtung, dass man die Brautleute mit Musik zur Kirche begleitete. Ebenso wurden uner seiner Leitung regelmäßig Synodalversammlungen abgehalten, an denen sich sämtliche Geistliche der Diözese beteiligen mussten. So wirkte er nach allen Seiten hin anregend und fördernd. 
Wie es sich in der Marien- und Unterkirche beim Amtsantritt des Martin Heinsius ansah, ersehen wir aus einem Mandat des Rates vom 28. August 1647. Man hatte nämlich die Kirchen als Zufluchtsort benutzt; als nun keine feindliche Gefahr mehr drohte, befahl der Rat, alle in den Kirchen untergebrachten Mobilien, Kasten, Laden, Fässer etc. nunmehr wieder abzuholen. Was innerhalb von sechs Tagen sich noch dort befinden werde, solle auf Gefahr der Eigentümer auf den Kirchhof gesetzt werden.
Im Jahre 1656 wurde Frankfurt wieder von der Pest heimgesucht; es starben in kurzer Zeit 374 Personen. Die Universität musste nach Fürstenwalde verlegt werden, und viele Einwohner verließen die Stadt. Heinsius aber waltete furchtlos mit den übrigen Geistlichen seines Amtes, was der Rat in einem Schreiben dankbar anerkannte. 
Bleibende Verdienste um die Geschichte der Stadt hat sich Heinsius als Chronist erworben durch die von ihm angelegte Sammlung von Urkunden, Aktenstücken, Originalschreiben, Programmen, protokollarischen Verhandlungen und dergleichen. Wichtige Ereignisse und Begebenheiten, Unglücksfälle etc. verzeichnete er selbst, und mit unermüdlichem Fleiße war er darauf bedacht, wichtige Materialien zusammenzubringen, so dass seine in Abteilung XX, 7, a-d des Stadtarchivs aufbewahrten Schriften vier starke Bände füllen, deren Inhalt für die geschichtliche Forschung von dem Größten Werte sind. Der Titel dieser Bände lautet: "Annales oder Jahrbücher, darinnen die Geschichten, so sich bei Frankfurth an der Oder und derselben Gegend von der Zeit des hingelegten Babstthumbs zugetragen, verzeichnet und künfftig zu verzeichnen seyn. Dem lieben Gott zu Ehren und den Nachkommen zur gutten Nachricht angefangen." 
... Die darin (Band IV) enthaltenen Materialien sind aber für die Geschichte dieser Gemeinden von großem Werte und harren noch einer eingehenden Bearbeitung.
Auch um die jetzt auf dem Marthyrchore untergebrachte Kirchenbibliothek an St. Marien erwarb sich Heinsius große Verdienste, indem er für ordnungsmäßige Aufstellung und Vermehrung der Bücher sorgte. Viele Ratsmitglieder, Gelehrte und Bürger wurden von ihm veranlasst, gute Werke zu schenken, sodass die Bibliothek so manchen kostbaren Schatz birgt. Heinsius stiftete selbst der Bibliothek einen Teil seiner Bücher, in denen sich vielfach noch Eintragungen von seiner Hand befinden. Von besonderem Werte ist die Sammlung von Dissertationen, Gelegenheitsschriften und Leichenpredigten, die er in starken Bänden vereinigen ließ.
Martin Heinsius starb am 9. Mai 1667 und wurde am 16. Mai in der Oberkirche beigesetzt. Er war dreimal verheiratet. Die beiden ersten Ehen blieben kinderlos. Seine dritte Gattin, Theodora Kupfer, die Tochter des Diakonus Kupfer in Frankfurt an der Oder, schenkte ihm 6 Kinder, 3 Söhne und 3 Töchter, von denen das jüngste Kind beim Tode des Vaters erst 9 Monate alt war. (Spieker, Geschichte der Marien- und Oberkirche in Frankfurt an der Oder Seite 281 ff. 1835) 

Quelle: Bilder aus der Geschichte der Stadt Frankfurt an der Oder von H. Bieder, II.Band, Frankfurt an der Oder, Druck und Verlag der königlichen Hofbuchdruckerei Trowitsch & Sohn, 1908.

Martin Heinsius

Martin Heinsius
1610-1667
Superintendent und Oberpfarrer an St. Marien in Frankfurt/Oder
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bildquelle: Bibliothek der Francke'schen Stiftungen, Halle/Saale


M. Martin Heinsius, 
*Spandau 18.10.1610, 
+Frankfurt an der Oder, 09.05.1667, 
Sohn des Senators Dr. Martin H. und Eva Neumeister, 
Gymnasium: Berlin, 
Universität: Wittenberg, 
Ordination: 20.03.1643. 
1641 Adjunkt, 
1642 Dekan der philosophischen Fakultät in Frankfurt, 
1643 Dompfarrer in Brandenburg, 
1646-1667 Superintendent und Oberpfarrer an St. Marien in Frankfurt I.

ooI Brandenburg-Dom 11.09.1643 
Katharina Behr, 
Tochter des Propstes Peter B. in Berlin

ooII Frankfurt-Marien 18.01.1647 
Hedwig Seger, 
Tochter des Johann S. ebd.

ooIII Frankfurt-Marien 13.10.1651 
Theodora Kupfer, 
Tochter des P. Balthasar K. ebd.
 

Quelle:
Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenurg, Band II/1, 
Berlin Verlag von E.S. Mittler & Sohn, 1941.

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